42 decibel overloaded review"Peeeeeeeeeeeeeeeeeeeeep" dröhnt es 13 Sekunden lang aufdringlich ins Ohr, bevor die Band einsetzt und mit "Whiskey Joint" ein erstes Statement abgibt. Das Arrangement erinnert mich dabei an britische Rock'n'Roll Kapellen der 80er (remember Matchbox?), doch tatsächlich haben wir es bei den Argentiniern von 42 Decibel mit einer stark Blueslastigen Hard Rock Band zu tun, deren Sänger Junior Figueroa wiederum frapant wie ein gewisser Bon Scott klingt. Scott + Blues + Hard Rock = AC/DC. So einfach diese Gleichung klingt, so schnell ist auch die Musik des Gaucho Vierers (oh nein, bitte jetzt keinen Shitstorm) erklärt. Kurz und knackig, so kommen die Songs überwiegend daher.

 

 

 

Sechs der zehn Tracks erreichen nicht einmal die Vier - Minuten - Marke, was sich letztlich in einer eher knapp bemessenen Spielzeit von 39 Minuten manifestiert. Okay, dieser Riff Rock muss auch nicht künstlich auf acht oder zehn Minuten pro Lied aufgeblasen werden, sonst würde er wohl seine Authentizität einbüßen. Man muß allerdings aufpassen, dass man dabei nicht zu stromlinienförmig wird und das Resultat dann am Hörer unbemerkt vorbei rauscht. Diese Gefahr ist nämlich latent vorhanden.

Im heutigen Wulst von Hard Rock Bands herauszustechen, ist sicher keine ganz einfache Aufgabe. Das aber gelingt den Südamerikanern ganz ordentlich, denn außer den australischen Starkstrom Elektrikern fällt mir niemand ein, der als Referenz herhalten könnte. All die anderen Formationen, die derzeit dem harten Rock frönen, klingen ganz anders.

Handwerklich ist das alles gut gemacht, die Musiker verstehen was von ihren Jobs. Fronter Figueroa spielt zudem Leadgitarre, während Billy Bob Riley sich als Slide und Rhythm Axtmann bewährt. Für den richtigen Takt sorgen Tieftöner Matt Fraga und an den Fellen Nicko Cambiasso. Die spielen alle auf den Punkt, allerdings ist es wohl - auch angesichts des Albumtitels - gewollt, dass die ganze Mucke etwas überdreht daherkommt. Ihr wollt Ecken und Kanten in der Musik? Bitteschön, hier stehen sie zur Genüge über. Glattbügeln können andere, aber nicht 42 Decibel.

 

Das auch als Videoclip veröffentlichte "Dangerous Mess", "Hot Shot" und "Half Face Dead" stechen ein wenig hervor und wer es so richtig bluesig schnoddrig haben will, der halte sich an den mit knapp sieben Minuten längsten Song der Scheibe, den "Double Itch Blues", der seinen verschleppten Rhythmus zur Ikone stilisiert. In diesem Genre ein echter Bilderbuch Track. Live wahrscheinlich jenseits der zehn Minuten angesiedelt, gefällt mir hier nur nicht, dass er hintenraus einfach ausgeblendet wird. Das hätte man stilvoller lösen können.

Was bleibt also am Ende von "Overloaded"? Für mich ist es eher ein hartes Blues Rock Album, als eines mit bluesigem Hard Rock. Räudig, dreckig, unangepasst. Der Vergleich mit AC/DC drängt sich permanent auf, sowohl was die Musik, als auch die Gesangsstrukturen angeht. Das geht in den Bauch, weniger in den Kopf. Gut geeignet, um die Luftgitarre zum Glühen zu bringen.

Autor: MC Lucius
Quelle: Rock Castle Franken - Rockzine
Bewertung: 6 / 10  

 

: 23.06.2017     
Label: Steamhammer / SPV

Tracklist:

Whiskey Joint
Dangerous Mess
Brawler
Roadkiller
Hot Shot
Half Face Dead
Lost Case
Cause Damage
Double Itch Blues
Cannon Fodder

 

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